Nachdem man am vergangenen Spieltag beim Tabellenführer Seebach ein Unentschieden erkämpft hatte, war die dritte Mannschaft des FC Oerlikon/Polizei gewillt, im letzten Saisonspiel gegen den FC Kloten nicht nur die Ungeschlagenheit zu wahren, sondern auch die Vorrunde mit einem Sieg abzuschliessen.
Nun was soll man über die ersten 30. Minuten der ersten Halbzeit schreiben? Eigentlich ist jede Zeile, jeder Satz, sogar jeder Buchstabe zu viel… Es war ein Grottenkick, den nur die Höhlenforscher und Gruftis unter den zahlreich erschienen Zuschauer zu begeistern vermochte. Die Spieler des FC Oerlikon/Polizei hatte Mühe den direkten Weg zum Tor zu finden und hätten an diesem Abend sicherlich keine OL-Meisterschaft gewonnen. Gefährlich wurde man meistens nur mit Freistössen, die aber auch nicht zum Erfolg führten. Auf der Gegenseite hatte zwar auch Kloten nicht viel mehr zu bieten. In der 25. Minute mussten dann nicht nur die Pflanzenfreunde tief durchatmen. Nachdem von Rickenbach einen weiten Ball unterschätzt hatte, konnte der FC Kloten einen gefährlichen Angriff über die rechte Seite führen. Den scharfen Pass zur Mitte konnte Torhüter Sandro, welcher sein Debüt im Drüü-Dress feierte, zwar entschärfen aber nicht kontrollieren, woraufhin der Ball genau vor die Füsse eines Kloteners fiel. Dieser musste den Ball eigentlich nur noch antippen, um die Führung zu erzielen und war sich in Gedanken wahrscheinlich schon die Tastenkombination für seinen Jubel am Überlegen. Aber dank der Dreifaltigkeit aus Sandros Händen, von Rickenbachs Füssen und einer Portion Glück wurde der Abschluss des Stürmers noch über das Tor der Oerliker gelenkt.
Nach 30 Minuten entschied sich Amsler die Offensive mit Can zu verstärken. Dieser Wechsel bewirkte das gleiche wie alkoholische Getränke an einer Party. Es wurde endlich getanzt! Mit seinen Körpertäuschungen liess Can mal für mal seine Gegner ins Leere laufen. Mit seiner ersten Aktion, einem Schuss der nur knapp über das Tor flog, setzte er eine Duftmarke, die pünktlich auf das Weihnachtsgeschäft in den Import Parfüm-Läden zu kaufen sein wird. Auch die nächste gefährliche Aktion leitete Can ein. Mit flinken Bewegungen, aufgrund derer Physiker der ETH Zürich das Trägheitsgesetz massiger Körper in Frage stellen, schaffte sich Can Raum und Zeit, die es ihm erlaubten, einen überlegten Pass in den Lauf von Omar zu spielen. Dieser nahm den Ball an, legte ihn sich kurz zurecht und schickte ihn mit einer wunderschönen Kurve auf den Weg ins Netz. 1:0 für die Heimmannschaft! Ein Bananenbauer von der Elfenbeinküste gab nach diesem Tor bekannt, dass er eine neue Bananensorte zu Ehren von Omar züchten will und ein anwesender Modellfotograf kann sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal solch eine solche Kurve gesehen hat. Noch war nicht fertig mit der ersten Halbzeit und darum auch noch nicht fertig mit Cans Show. Die nächste Szene war fast eine Kopie seiner ersten Aktion, nur dass er diesmal den Ball mit voller Wucht an die Latte haute. Der Torhüter der Gäste befürchtete zuerst, dass das Tor gleich auseinander fällt, die Klotener Fans wünschten sich heimlich, dass der Ball im Tor gelandet wäre und sie somit Zeugen dieses Traumtors wären, und der verletzte Captain B. A. meinte zur Aktion «Is Goal und nöd ad Latte (im Basler Dialekt)». Can nahm sich diesen Tipp bei einem Freistoss kurz vor der Halbzeitpause zu Herzen. Als er sich den Ball rund 22 Meter entfernt vom Tor setzte, erwarteten eigentlich alle, dass er diesen ins rechte Ängeli, das er nun zweimal knapp verpasst hatte, hämmern würde. Aber als Schlitzohr, wie er es ist, versorgte er den Ball zum 2:0 im linken tiefen Eck. Zum wiederholten Mal führte eine Einwechslung in der Offensive zu einem Tor für die Oerliker und es wird schon vermutet, dass sich Amsler seine normale Hand gegen das berüchtigte «goldene Händchen» austauschen liess. Den eingebundenen Arm, den er während der Vorrunde hatte, nährt natürlich solche Gerüchte.
Wie es von Fussballphilosophen immer wieder gepredigt wird, 2:0 ist ein sehr gefährliches Pausenresultat. Es verleitet die führende Mannschaft dazu, sich in Sicherheit zu wiegen, wie dies damals die Trojaner hinter ihren Mauern taten, während die verlierende Mannschaft immer noch daran glaubt, mit geschickten Aktionen die Festung einnehmen zu können.
Die Drüü-Groupies und Ultras erhofften sich natürlich, dass die zweite Halbzeit weiter gehen würde wie die erste Halbzeit aufgehört hatte. Doch das Niveau sank wieder in den Keller, war unterirdisch anzusehen, die Spieler waren nicht auf der Höhe, es war wieder ein Grottenkick. Wobei sich diese Tiefen-Anspielungen auf den Spielaufbau, das Zusammenspiel und die Spielkreation beziehen. Defensiv stand man als Mannschaft sicher und liess die Klotener kaum je einen gefährlichen Angriff fliegen. Und gegen die zweite Hälfte der zweiten Hälfte kam Oerlikon auch wieder zu Chancen. Rici zog aus spitzem Winkel einfach mal ab. Sein Schuss konnte gerade noch so vom Torhüter des FC Kloten abgewehrt werden. Meistens galt vor dem Tor aber das Motto «Wieso einfach, wenn es kompliziert geht?» und man spielte den Ball lieber noch einmal mit der Hacke weiter anstatt den Abschluss zu suchen und das, obwohl der Hacken-Spezialist nicht mal auf dem Spielfeld war. Die nächste gute Aktion der Oerliker hätte eigentlich zum beruhigenden 3:0 führen müssen. Nach einem Vorstoss über links, den selbst die SP nicht besser hingekriegt hätte, stand Omar alleine vor dem herauseilenden Torhüter. Sein Schuss fand die Lücke nicht und prallte am Torhüter ab. Die Szene war aber noch nicht vorbei, sondern führte zu einer noch grösseren Chance. Der Ball rollte vor die Füsse eines Spieler des OP3. Zu seinem Schutz wird dieser hier nur Durim H., oder nein, besser D. Hoti, genannt. Nun liegt also der Ball vor seinen Füssen und der Torhüter der Gäste befindet sich weit ausserhalb des Tors. Aus Gründen, die nicht zu eruieren sind, entschied sich D. H., der aus schon weit schwierigeren Positionen ein Tor kreierte, die Skischuhe anzuziehen und damit den Ball an die Latte zu hauen. Wiederum klang es von den Zuschauerrängen «Is Goal und nöd ad Latte (im Basler Dialekt)».
Und wieder schlägt die Stunde der Fussballphilosophen. Wer sie vorne nicht macht, bekommt sie hinten: Und so fanden die Gäste kurz vor Schluss eine kleine Lücke im Bollwerk der Oerliker und nützten diese zum 2:1 Anschlusstreffer. Nun wurde es noch mal hektisch. Und tief in der Nachspielzeit bekamen die Klotener erneut einen Freistoss zugesprochen. Dieser wurde hoch in den 16er gespielt. Dort wurde der Ball evtl. noch abgelenkt oder auch nicht. So oder so flog er langsam Richtung rechte tiefe Ecke. Es ist einer dieser Momente, in dem alles in Zeitlupe abläuft, aber man trotzdem als Verteidiger und Torhüter hilflos zuschauen muss, wie der Ball unausweichlich ins Tor fliegt. Doch plötzlich, aus dem Nichts, bzw. aus dem Abseits, tauchte ein unerwarteter Retter in Form eines Kloteners auf, der mit seinem beherzten Einsatz den Ball über das Tor klärte und so den Ausgleich verhinderte!
Schlusspfiff! Schlussstand 2:1 für Oerlikon!
Wer hätte das gedacht zu Beginn der Vorrunde? Sicherlich gab es Personen, die vermuteten, dass das Drüü Ende der Vorrunde auf einem zweiten Platz ist, aber nicht so. Mit diesem Sieg bleibt der Aufsteiger ungeschlagen in der Meisterschaft und geht als Zweitplatzierter in die Winterpause. Natürlich hatte man teilweise mehr Glück als Verstand. Vier der sechs Siege wurden nur mit einem Tor Unterschied gewonnen und gegen Wallisellen lag man zur Pause noch in Rückstand. Und trotzdem ist der zweite Platz nicht unverdient, hat man sich doch das Glück und die Siege immer wieder erkämpft.
Dieser Erfolg wurde gebührend gefeiert. Bei einigen älteren Semestern führte dies dazu, dass sie am folgenden Tag, dank ihrer Kopfschmerzen, die schweren Beine nicht mehr bemerkten.